St. Karl Borromäus (1849-2019)
170 Jahre katholische Pfarrkirche Neustadt-Breuberg
von Jutta Reisinger-Weber
Aus dem Vorwort
Informationen über die Geschichte der katholischen Pfarrei und der Pfarrgemeinde Neustadt sind bislang nur in einigen schwer zugänglichen Quellen, so in der handgeschriebenen Ortschronik Neustadt, nachzulesen. Die vorliegende Abhandlung gibt einen Überblick über die Zeit der Katholiken nach der Reformation bis zur Gründung der Pfarrkuratie Neustadt 1821 aus historischer Sicht. Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf dem Projekt des Baus der Pfarrkirche und dem Gebäude selbst, denn dieses hat in den vergangenen 170 Jahren sein Erscheinungsbild mehrfach verändert. Wir erleben gerade eine Zeit des Umbruchs, eingeläutet durch das Motto unseres Bischofs Prof. Dr. Peter Kohlgraf „Der pastorale Weg – Eine Kirche, die teilt.“
Wie sehr unsere Vorfahren darunter gelitten haben, dass sie keine eigene Stätte hatten, an der sie ihre Gottesdienste feiern konnten, vermögen wir uns heute nicht vorzustellen. Im Jahr 1821 wurde die Pfarrei Neustadt gegründet und erst 1849 konnte eine Pfarrkirche errichtet werden. Seitdem wurde die Kirche „gehegt und gepflegt“ und stetig an ihrem Aussehen gearbeitet. Kamen 1945 die Heimatvertriebenen in die kleine Gemeinde und bereicherten diese, so waren und sind es jetzt Katholiken aus Portugal, Spanien, Polen und Vietnam, um nur einige zu nennen. Alle gemeinsam prägen heute das Gemeindeleben. Auch nutzen die griechisch-orthodoxen Christen im Odenwald die Kirche für ihren Gottesdienst.
Das Fahren zu den Gottesdiensten ist heute nicht mehr vergleichbar mit einem fast vierstündigen Fußweg, den unsere Vorfahren auf schlechten Wegen und mit weniger guten Schuhen und ohne Frühstück von z. B. Vielbrunn bewältigten. Aber sie nahmen dies auf sich. Nach der Abpfarrung der katholischen Pfarrgemeinden Seckmauern (1894), Bad-König und Vielbrunn (1905), Lützel-Wiebelsbach (1927) und Höchst (1952) war das Pfarrgebiet in den letzten fast 70 Jahren klar umrissen.
Nun aber steht eine Neuordnung an, in der auch eine Chance liegt, mit dem Erbe unserer Vorfahren umzugehen und sie uns als Vorbild zu nehmen. Sie scheuten weder lange Wege noch den Gang in andere Kirchen, um den Gottesdienst zu besuchen.
Wir sind heute in einer besseren Situation, dank besserer Mobilität, trotz größerer Trägheit und mancherlei Gleichgültigkeit. Im Jahr 2021 wird die Pfarrei Neustadt ihr 200-jähriges Bestehen feiern und ihren pastoralen Weg finden.
Um die Hintergründe zu kennen, dafür wurde dies Buch geschrieben. So wissen wir woher wir kommen – wohin wir gehen, liegt in Gottes Hand. Wir können aber mit der Gnade Gottes mitwirken, wie meine Großmutter zu sagen pflegte.